München im Morgenrot

Hachinger Tal Studie stärkt grüne Forderung

Vor kurzem veröffentlichte der Deutsche Wetterdienst (DWD) seine neue Studie zum Stadtklima in München. Das wenig überraschende Ergebnis: Bis zur Mitte des Jahrhunderts wird es deutlich wärmer. Doch die Studie legt den Schwerpunkt auf die Untersuchung des Alpinen Pumpens – die natürliche Klimaanlage unserer Stadt, dessen Funktion durch eine Bebauung des Hachinger Tals akut bedroht ist.

Das Alpine Pumpen beschreibt – ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen – den thermischen Prozess, bei dem tagsüber Luft aus dem Alpenvorland zu den Alpen und nachts aus den Alpen heraus ins Alpenvorland strömt, teilweise bis zur Donau. München liegt inmitten dieses wechselnden Windfeldes und profitiert besonders an Hitzetagen davon. Nicht nur schadstoffarme, sondern auch kühle Luft wird in die überhitzte Stadt geführt. Tagsüber kühlen Nordostwinde, nachts kühlen Südwinde – sofern sie strömen können. In München sowie im Umland reifen jedoch Pläne zur Bebauung von Freiflächen in den Arealen der Luftleitbahnen (Interkommunales Strukturkonzept).

Die Münchner Grünen haben bereits im Januar 2020 einen Beschluss über ein Moratorium zur Bebauung des Hachinger Tals gefasst – Initiator unter anderem Paul Heger, Sprecher des Ortsverbandes Ramersdorf-Perlach. Dieser Forderung schlossen sich grüne Vertreterinnen und Vertreter der Umlandgemeinden sowie aus dem Land in einer gemeinsamen Pressekonferenz an (Beitrag der SZ, Beitrag des Merkur). Letztendlich sind die Forderungen im grün-roten Koalitionsvertrag des Münchner Stadtrats ebenfalls enthalten.

Dieses Moratorium gilt jedoch damit nur auf Münchner Flur. In den südlich angrenzenden Gemeinden Neubiberg, Ottobrunn, Taufkirchen und Unterhaching gibt es ein solches Moratorium nicht. Hier reifen in nicht-grünen Kreisen Überlegungen, die Flächen vorrangig mit Gewerbe zu versiegeln. So berichtete unter anderem die Süddeutsche Zeitung (SZ) am 6. Juli über eine mögliche Bebauung des Kapellenfeldes im Ortsteil Unterbiberg. Auch in Unterhaching werde aktuell über teils hohe Bebauungen im Regionalen Grünzug gestritten, so Claudia Köhler, grüne Landtagsabgeordnete und Sprecherin des Ortsverbandes Unterhaching. Ähnliche Gedanken sind aus den anderen Anrainergemeinden des Hachinger Tals zu vernehmen.

Dass eine Bebauung des eigentlich bereits unter Schutz gestellten Regionalen Grünzugs negative klimatische Auswirkungen haben könnte, macht die neue DWD-Studie klar. Es wird gezeigt, wie stark die nächtlichen Südwinde die Stadt kühlen, eben auch durch das Hachinger Tal. Unser Sprecher Paul Heger, der beruflich als Meteorologe arbeitet und sich mit derartigen Studien auskennt, äußert sich dazu unmissverständlich:

„In der neuen Studie des Deutschen Wetterdienstes wird modelliert, dass die kühlende Funktion des Alpinen Pumpens bis weit in die Stadt reicht. Die Städtische Wärmeinsel wird bis zum Morgen in dieser Modellierung bis in den Nordteil verschoben. Nach dieses Ergebnissen, würden die kühlenden Windeffekte bis in die Altstadt reichen und je nach Windstärke womöglich einen Effekt von mehreren Grad ausmachen. Ein Behindern des Kaltlufttransports aus dem Süden kommt in den nächsten Jahrzehnten dem Schließen der Backofentür gleich. Besonders die nächtliche Überhitzung kann besonders für Alte und Kranke gravierende Folgen haben, bis hin zum Hitzetod.“

Der Neubiberger CSU-Bürgermeister Thomas Pardeller sieht von einer Bebauung des Hachinger Tals im Bereich des Kapellenfeldes dennoch nicht ab. So schreibt die SZ im gleichen Artikel, dass er sich für das Gebiet ein „ökologisches und ökonomisches Vorzeigeprojekt“ wünsche. Die Erhaltung des Frischluftfunktion wäre mit einer entsprechenden Baudichte und Bauhöhe erreichbar, so Thomas Pardeller. Paul Heger reagiert:

„Es ist unverantwortlich, eine Bebauung im Bereich der womöglich wichtigsten Kalt- und Frischluftschneise im Großraum Münchens planen zu wollen, ohne jeglichen wissenschaftlichen Beleg für eine ökologische Vertretbarkeit zu besitzen. Solche Aussagen lassen sich aus der neuen DWD-Studie nicht ableiten. Zunächst muss ein mikroklimatisches Gutachten zeigen, ob und wo Bebauungen in welcher Art und Weise unbedenklich wären. Erst dann können derartige Planungen voranschreiten. Ist diese natürliche Klimaanlage und damit der Grünzug erst betoniert, gibt es kein zurück mehr. Die Lebensqualität und Gesundheit von zehntausenden, wenn nicht sogar hunderttausenden Bürgerinnen und Bürgern wäre akut gefährdet – übrigens nicht nur in München, sondern auch direkt vor Ort in den Gemeinden.“

Die Grünen Ramersdorf-Perlach sowie die Grünen aus den Nachbarortsverbänden, aus der Stadt und dem Land werden sich weiterhin für eine nachhaltige Zukunft des Hachinger Tals und der Umgebung im Interesse aller einsetzen. Die Ausweitung des Moratoriums über die Bebauung muss dafür auf das gesamte Hachinger Tal ausgeweitet werden, solange die Unbedenklichkeit einer Teilbebauung nicht erwiesen ist. Die neue Studie unterstreicht dies und stützt unsere grünen Forderungen.