Grünes Kino Perlach-Ramersdorf „Zirkus is nich“

Veranstalter: OV Ramersdorf/Perlach
Die Reihe „GRÜNES KINO“ bringt seit gut einem Jahr sehr erfolgreich im Südosten Münchens Filme zum Publikum, die so in München noch nicht zu sehen waren. Was bewegt uns im Viertel, uns als Gesellschaft? Nach Themen wie urbane Landwirtschaft, grünere Städte, Migration und Integration bringt das GRÜNE KINO am 10. November 2017 soziale Themen auf den Tisch. Mal ernst, mal mit einem humorvollen Augenzwinkern:

Der Vorfilm „Krippenwahn – Chasing Daycare“ (15min) nimmt den täglichen Wahnsinn, dem junge Familien oft ausgesetzt sind, mit Humor:
Helena und Tom werden bald Eltern. Aber nur Helena läuft deswegen auch Gefahr, ihren Job zu verlieren. Denn in ihrer Firma sind junge Mütter eher weniger gefragt. Was also tun? Ein Krippenplatz muss her, nur leider ist Kinderbetreuung heiß begehrt, äußerst teuer und mit gewissen Komplikationen verbunden. Der Geburtstermin rückt näher und näher. Die hinreißende Komödie der Regisseurin Satu Siegemund, die an der HFF München studiert hat, erzählt vom ganz normalen Wahnsinn des ewigen Spagats zwischen Beruf und Familie, der schon vor der Geburt des Kindes beginnt. Eine hohe Gag-Dichte und ein perfektes Timing in Dialog und Schnitt macht KRIPPENWAHN zu einem ganz besonderen Kurzfilm-Vergnügen mit großartiger Schluss-Pointe. – Mit Judith Richter, Florian Odendahl, Stephan Zinner u.v.a. – Prädikat „besonders wertvoll“.

Der Hauptfilm „ZIRKUS IS NICH“ (43min) beobachtet einen ganz besonderen Helden des Alltags: den achtjährigen Dominik aus Berlin.
„Dieser Dokumentarfilm ist nicht nur ein erschütterndes Portrait, er ist auch ein Dokument der Unverwüstlichkeit kindlicher Originalität.“ schrieb zu Recht RBB online, als der Film auf der Berlinale Premiere feierte. “Neue Armut” ist in Deutschland zwar ein breit diskutiertes Thema. Sehen kann man sie allerdings nicht, es sei denn, man schaut ganz genau hin. In der einfühlsamen, beobachtenden Dokumentation um die Situation von Kindern, die schon viel zu früh erwachsen sein müssen, schafft Regisseurin Astrid Schult genau dies: immer auf Augenhöhe des achtjährigen Dominik bleiben und genau hin sehen. Armut und Vernachlässigung bestimmen sein Leben. Er wirkt älter, als er ist, weil er erwachsen sein muss. Dennoch klagt der Film nicht an. Er verzichtet auf soziopolitische Kommentare und beobachtet anteilnehmend, ohne emotional oder gar rührselig zu werden. So löst er beim Zuschauer eher Verständnis und Mitgefühl aus. – Die stärkste Figur des Filmes ist sicher Dominik: vielleicht schon abgeschrieben, aber doch: immer weitermachen. „Quälend genaue Bilder zeigen, wie die Spirale der Armut funktioniert.“ schreibt der Tagesspiegel und die TAZ bringt es auf den Punkt: „Ein Plädoyer denen zuzuhören, die von staatlichen Institutionen und der Öffentlichkeit oft als hilfsbedürftig, aber nie als vollwertige Beteiligte mit Rechten und Wünschen angesehen werden.“

Wie immer im GRÜNEN KINO sind anschließend Gäste aus dem Viertel als ExpertInnen zu Gast.  Der Eintritt ist frei.