Am 29.09.2020 wurde im BA7 der Antrag „Die Landeshauptstadt gibt ihre ablehnende Haltung zum Bau des Autobahn-Südrings auf“ mit Stimmen von SPD und CSU beschlossen. Wir Grüne Sendling/Sendling-Westpark möchten uns von diesem Antrag ausdrücklich distanzieren. Unsere BA7-Fraktion fordert nachgeschaltete Entscheidungsträger*innen auf Stadt-, Landes- und Bundesebene deshalb auf, die seit Jahren bestehende Ablehnung des Autobahn-Südrings weiter aufrecht zu halten. Die Argumente, welche gegen ein solches Projekt sprechen, sind erdrückend: Hunderte Hektar zu großen Teilen geschützter Natur mit besonderem ökologischen Stellenwert würden durch das Projekt vernichtet bzw. erheblich gefährdet – auch bei größtenteils unterirdischer Streckenführung.
Hinzu kämen nur schwer abzuschätzende Auswirkungen auf Grundwasserfluss und immer wichtiger werdende Frischluftschneisen, sodass mit weiträumigen Beeinträchtigungen zu rechnen wäre. Aber auch in unmittelbarer Nähe gäbe es Leidtragende: die Umlandgemeinden und Stadtbezirke, welche durch Baulärm, Flächenfraß, Umweltzerstörung und Verkehrslärm beeinträchtigt würden. Hier würde der „Schwarze Peter“ von Sendling-Westpark und Aubing-Lochhausen-Langwied (den einzigen beiden kommunalen Gremien, in welchen der Autobahn-Südring derzeit mehrheitlich unterstützt wird) anderen Bezirken und Gemeinden zugeschoben, darunter Planegg und Pullach, Germering, Baierbrunn und Oberhaching, Grünwald und Schäftlarn.
Im Zeitalter immer größer werdender Protestbewegungen wie aktuell im Danneröder Forst und Herrenwald anlässlich des A49-Baus sind die Pläne zum Autobahn-Südring im Münchner Umland ein absolut aus der Zeit gefallenes Relikt. Die Klimakatastrophe findet bereits heute statt und muss der Sargnagel für Großprojekte, die sich allein dem motorisierten Individualverkehr widmen, sein.
Timon Landinger, Mitglied im Unterausschuss Mobilität und Wirtschaft
Dass der Autobahn-Südring tatsächlich den Stadtteil Sendling-Westpark um rund 20.000 Kfz am Tag entlasten würde, wie von der CSU postuliert, halte ich für reine Spekulation. Erfahrungsgemäß ziehen weniger belastete Straßenzüge automatisch zusätzlichen Verkehr an.
Hans Dusolt, Vorsitzender des Unterausschuss Mobilität und Wirtschaft im BA7
Auch im Hinblick auf seine Kosten wäre der Autobahn-Südring ein unkalkulierbares Risiko: 2010 wurden im Rahmen einer Machbarkeitsstudie die Vorzugsvarianten auf 1,2 Mrd. € geschätzt. Allein schon inflationsbedingte Kostensteigerungen sowie vertiefte Planungen werden diese Summe auf jeden Fall in die Höhe schießen lassen. Das Nutzen-Kosten-Verhältnis von knapp 2 würde auf jeden Fall sinken und die Wirtschaftlichkeit wäre möglicherweise nicht mehr nachgewiesen. Dieses Geld in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Radinfrastruktur zu stecken, ist auf jeden Fall sinnvoller.
Angesichts obiger Argumente erscheint der Satz „Eine weitere ablehnende Haltung der Landeshauptstadt wäre unverständlich und nicht zum Vorteil [der Bürger*innen]“ untragbar, und so geht wir Grüne Sendling/Sendling-Westpark auch weiterhin von einer entschiedenen Ablehnung auf städtischer Ebene in Bezug auf den Autobahn-Südring aus. Schließlich lehnen nicht nur die Stadtratsfraktion Grüne/Rosa Liste das Projekt ab, sondern auch die SPD. So gab Verena Dietl, 3. Bürgermeisterin der Stadt München, im vergangenen Jahr bekannt: „Wir haben in einem Parteitagsbeschluss den Ringschluss abgelehnt – im Hinblick auf die Auswirkungen auf Umwelt und Stadtklima“.
Quellen bzw. weiterführende Literatur:
Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V.: https://www.gruenzugnetzwerk.de/index.php/themen/autobahn-suedring
Abendzeitung (2019) mit dem Zitat von Fr. Dietl: https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/autobahn-suedring-in-muenchen-csu-will-eine-tunneltrasse-art-480038
Kommentar in der Süddeutschen Zeitung (11/2019): https://www.sueddeutsche.de/muenchen/autobahn-suedring-verkehrspolitik-neben-der-spur-1.4670655