Münchner Grüne gegen Fällung der Bäume vor Haus der Kunst – Keine Wiederherstellung der Nazi-Architektur

Die Münchner Grünen fordern, die Bäume vor dem Haus der Kunst stehen zu lassen und warnen vor einem geschichtsvergessenen Umgang mit Nazi-Architektur.

Gudrun Lux, Vorsitzende der Münchner Grünen erklärt: „David Chipperfields Konzept ist für diesen Ort zu unserer Zeit leider völlig unpassend. Es würde dafür sorgen, Nazi-Architektur unverstellt und umkommentiert in ihrer Monumentalität zu präsentieren. Gerade jetzt, da der Rechtsradikalismus wieder erstarkt, sorgt das bei den Falschen für Applaus. Nicht kritische Auseinandersetzung, sondern unhinterfragte Bewunderung ist zu befürchten. Dass der Vorsitzende der Münchner CSU und verantwortliche Minister Ludwig Spaenle sich hinter diesen Entwurf stellt, zeigt, dass er die politische Sensibilität des Ortes falsch einschätzt. Das ist mir unverständlich und kann nur als Geschichtsvergessenheit verstanden werden.“

Katrin Habenschaden, Beisitzerin im grünen Stadtvorstand und Stadträtin, kritisiert den Entwurf zudem aus ökologischer Sicht: „Stadtbäume haben einen hohen Stellenwert für das Stadtklima und die Lebensqualität in einer Großstadt. Sie im Namen eines fragwürdiges Geschichtsbild fällen lassen zu wollen, zeugt von ökologischer Ignoranz und würde einen tiefen Einschnitt in eine von den Münchnerinnen und Münchnern seit Jahrzehnten positiv angenommene Gestalt eines urban zentralen Ortes bedeuten.“

Der renommierte Architekt David Chipperfield will das Haus der Kunst grundlegend umgestalten. Dabei will er nicht nur den Innenraum verändern sondern auch durch Fällung der Bäume und Ersetzung der Mauer durch eine Treppe die „Vergangenheit des Gebäudes offenlegen“. Gegen diese Form der Freilegung des Gebäudes in der usprünglichen Form aus der NS-Zeit regt sich in München ein vielstimmiger Protest. Der Direktor des NS-Dokuzentrums Winfried Nerdinger spricht von einer exemplarischen Funktion für die NS-Ideologie; diese könne man nicht einfach ignorieren und von einer „angeblichen ‚Unschuld der Steine‘ sprechen.“ Und auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, äußert sich befremdet: „Wie man auch nur darüber nachdenken kann, Nazi-Architektur zu rekonstruieren, ist mir völlig unverständlich.“ Dieser Kritik schließen sich die Münchner Grünen an.